Klassenräume sind hinsichtlich der Infektionsgefahr besonders kritisch zu bewerten, da sich in der Regel viele Personen über Stunden in einem verhältnismäßig kleinen Raum aufhalten. Bei seinen Untersuchungen hat das Wissenschaftsteam deshalb ein Klassenzimmer und eine Wohnung verglichen und untersucht, wie ein Klassenraum gelüftet werden müsste, damit das berechnete Infektionsrisiko während des Unterrichts von 8:00 bis 13:00 Uhr nicht höher ist als für zwei Personen, die sich acht Stunden lang gemeinsam in einer 93-Quadratmeter-Wohnung aufhalten. „Wird die Luft wie in der Wohnung nur alle zwei Stunden komplett ausgetauscht, ergibt sich bei unserem mit 35 Personen vollbesetzten Klassenraum ein zwölfmal so hohes Infektionsrisiko wie in der Wohnung“, beschreibt Professor Dirk Müller von der RWTH Aachen und Vorsitzender der Fachkommission des Fachverbandes Gebäude-Klima das Ergebnis der Berechnungen. Selbst bei einer Belegung mit nur 18 Personen wäre ein dreifacher Luftwechsel nötig. „Für einen solchen Luftwechsel ist ein Volumenstrom von 630 Kubikmetern pro Stunde erforderlich, der sich ganzjährig jedoch nur mit einer lüftungstechnischen Anlage erreichen lässt“, erklärt Müller. Mit reiner Fensterlüftung sei vor allem im Winter oder an einer lauten Straße kein ausreichender Luftwechsel zu schaffen.
Hörsaal verglichen mit Klassenzimmer
Als bemerkenswert bezeichnet er den Vergleich des Klassenzimmers mit einem Hörsaal der RWTH Aachen, der über Tausend Sitzplätze, ein großes Raumvolumen und eine maschinelle Lüftung verfügt. Damit im vollbesetzten Saal das Risiko einer Virenübertragung durch Aerosole nicht höher wird als in der betrachteten Wohnung, kommt das Berechnungsmodell auf einen erforderlichen Luftwechsel von 3,3. „Das lässt sich mit der Lüftungsanlage problemlos erreichen“, sagt Müller. Typischerweise würden bei den Hörsälen der RWTH ein Luftwechsel von 3 bis 3,5 pro Stunde eingestellt.
Die Studie „Vereinfachte Abschätzung des Infektionsrisikos durch aerosolgebundene Viren in belüfteten Räumen“ finden Sie hier.
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